Samstag, 18. April 2015

Endstation Wüste



Henry Hathaways Legend of the Lost ist schon ein richtiges Unikum. Die US-Italo Co-Produktion mit John Wayne, Sophia Loren und Paul Bonnard in den Hauptrollen ist erstmal kein Western aber ein Abenteuerfilm ist es eigentlich auch nicht. Viel mehr ist es eine existentialistische Reise welche zuerst Abenteuer und Reichtum verspricht am Ende aber nur zurück ins Innere führt. Ins Nichts, in die endlose Wüste in der man verzweifelt im Boden nach Wasser gräbt.
John Wayne, der zu Anfang fast schon zu typisch sein Rollenklischee erfüllt und den harten, saufenden, machistischen Haudegen gibt wandelt sich zum Ende hin in den von Paul Boggard dargestellten Charakter, der nämlich zu Beginn den sanften, gütigen, beschwichtigenden Gentleman gibt um dann später vom Reichtum korrumpiert und gebrochen zu werden.
Legend of the Lost beginnt ganz genretypisch. Die Schatzsuche ist zuerst eine Expedition ins Herz der Sahara, geleitet vom Franzosen mit Geld, gespielt von Paul Bonnard, der den Spuren seines Vaters folgt, welcher auf der Suche nach einer biblischen Stadt gewesen ist. Für dieses Vorhaben braucht er jemanden mit Erfahrung, jemanden wie Joe January (John Wayne). Dita (Sophia Loren) ist die Wüstenblume, die beide gerne pflücken wollen. January ist besonders von ihrer körperlichen Attraktivität angezogen, läßt sie aber auch immer wieder wissen, dass sie eine Prostituierte ist. Bonnard dagegen ist nicht von dieser rauhen Welt,. Bonnard ist die Verheißung auf etwas Gutes. Eine samariterhafte Aura umgibt ihn.
Angekommen in der Stadt wirkt die unheimliche Atmosphäre auf die Suchenden ein und wie ein Hauch der Leere, des Todes gibt sie die Suchenden der Wahrhaftigkeit preis. Der Samariter wird zum Teufel und der hartherzige Abenteurer wird zum Humanisten.
Es ist die Stadt, die einer Fata Morgana ähnlich, mitten im Nirgendwo, seine Besucher verändert und zum schicksalhaften Melodrama zurück in die Wüste führt.

Gefilmt in glänzendem Technicolor (Jack Cardiff !) ist Legend of the Lost eine mysteriöse Perle unter den Schönheiten Hollywoods. Eine echte Entdeckung.
Funxton, da hast Du mal nicht zuviel versprochen !




In Bertoluccis The Sheltering Sky brechen 3 Amerikaner Mitte der 40er Jahre nach Nordafrika auf um ihr altes Leben sowie sämtliche Werte westlicher Kultur hinter sich zu lassen.
Vor allem für zwei von ihnen (John Malkovich und Debra Winger) wird diese Reise zu einer Odyssee und zu einer Flucht vor sich selbst, die immer tiefer in den unbekannten Kontinent vordringt. Porter (John Malkovich) streift umher als wolle er sich mit dem Dreck der Städte vereinen und in der endlosen Weite der Landschaft verschwinden, ja förmlich auflösen.
Die Trennung von Tunner (Campbell Scott), ihrem touristischen Kompagnon, passiert fast beiläufig genauso wie die anbetungswürdigen Bilder von Storaro die verführerische Schönheit erfassen, welche nie in Postkartenexotik abdriftet und gleichwertig auch Elend und Krankheit beinhaltet.
Die Bestimmtheit mit der sich zuerst Malkovich, bis zu seiner Typhuserkrankung und danach Debra Winger von der Fremdheit des Kontinents auslöschen lassen, wird von beiden Darstellern mit großartigster Intensität gespielt. Besonders Debra Winger, die sich nach seinem Tod einer Beduinenkarawane anschließt spielt in diesem Schlußakt des Films fast nur noch durch ihren Blick mit ihren Augen.
Die Unfähigkeit zu lieben. Sich vom Nichts verschlingen zu lassen, sowie die obsessive Selbstaufgabe. Typische Bertolucci Themen in einem seiner letzten großen Filme.
The Sheltering Sky ist episch und wunderschön in der Form. Inhaltlich grausam und von einer kaum zu fassenden Traurigkeit bestimmt. Dazu ein wiederkehrendes Theme von Sakamoto, welches die Tiefe der Themen genau erfasst und sich wie ein schwerer Schleier auf die Bilder legt.








2 Kommentare:

  1. "Funxton, da hast Du mal nicht zuviel versprochen !"

    Habe ich das jemals...?

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    1. :) In den meisten Fällen : Nein ! Was den Henry Hathaway angeht, so war das ne echte Überraschung.

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